Reaktionen der Märkte auf das Israel-Iran Szenario und mögliche Auswirkungen auf ausgewählte Anlageklassen – ein Kommentar („Espresso“) von Stefan Schumacher

Mit dem Angriff Irans auf Israel stehen die Finanzmärkte wieder einmal im Bann der Geopolitik.  Ich möchte mit Ihnen in unserem Kurzformat des KmS „Espresso“ kurzfristig über die möglichen Auswirkungen in ausgewählten Assetklassen schauen.

Aktien

Eine Panikreaktion kann am deutschen Aktienmarkt zunächst nicht beobachtet werden. Die Hoffnung auf eine diplomatische Lösung überwiegt. Der Leitindex Dax liegt aktuell 0,9 Prozent im Plus und steigt zurück über die Marke von 18.000 Punkten.

Angesichts der möglichen Auswirkungen einer sich weiter ausbreitenden Eskalation im Nahen Osten sind dies aber sehr überschaubare Reaktionen und bisher nicht überzubewerten. Die Einordnung der Marktteilnehmer scheint einig in der Annahme, dass es sich seitens Iran um eine Aktion handelt, die eher das Gesicht wahren sollte als einen Konflikt weiter anzuheizen. Die wirtschaftlichen Interessen der einzelnen Protagonisten scheinen derzeit noch deutlich zu überwiegen.

Gold

Die Entwicklung von Gold spricht dafür, dass ein Angriff des Iran bereits erwartet worden ist. Gold gilt allgemein als Krisenwährung und legte allein in diesem Jahr – ohne sofort erkennbaren Grund – um rund 15 Prozent auf knapp 2372 Dollar pro Unze zu.

Dieser Trend spiegelt sich auch in der Nachfrage westlicher Investoren wider: Wobei mit Gold gedeckte börsengehandelte Fonds (ETFs) laut dem Branchenverband World Gold Council (WGC) im März erneut Abflüsse verzeichneten. Jedoch kaufen chinesische Investoren ungeachtet dessen Gold, da es für sie angesichts des kriselnden Immobilien- und Aktienmarktes wenig Anlagealternativen gibt. Auch Zentralbanken der Schwellenländer und in Asien kaufen weiterhin Rekordmengen Gold. Dieser Trend könnte sich in diesem Jahr fortsetzen, da sich Schwellenländer auf diese Weise gegen mögliche Sanktionen westlicher Staaten absichern wollen und die „Härte“ der US- Staatsanleihen für viele Großinvestoren an Sicherheit und Attraktivität eingebüßt haben.

Öl

Der Ölmarkt agiert ähnlich wie der Goldmarkt. Die Preise stiegen hier aus Angst vor einer Eskalation bereits in den vergangenen Wochen stark an. In der Spitze notierte ein Barrel der Nordseesorte Brent am Freitag bei 92,18 Dollar. Das war der höchste Stand seit Oktober 2023 und ein Plus zum Jahresbeginn von fast 20 Prozent. Aktuell fielen die Ölpreise zunächst leicht.

Mit 3,2 Millionen Barrel Rohöl pro Tag im März ist der Iran der drittgrößte Ölproduzent der zwölf Opec-Staaten. Abnehmer des iranischen Öls ist beispielsweise China, der weltweit größte Ölimporteur.

Der Ölmarkt könnte sich verengen, sollte Israel in seiner Reaktion iranische Energieinfrastruktur ins Visier nehmen. Der Iran hingegen könnte die Straße von Hormus für den Schiffsverkehr sperren. Durch die Meerenge wird täglich rund ein Fünftel der weltweiten Ölproduktion transportiert. Der Marinechef der Revolutionsgarden Aliresa Tangsiri hatte diese Drohung in der letzten Woche bereits angesprochen – in diesem Szenario wären Ölpreise von 140 bis 157 Dollar pro Fass denkbar.

Ein weiterer stützender Faktor für den Ölpreis der nächsten Monate könnte die stabiler werdende Konjunktur weltweit sein. Investoren, die nun offensiv auf einen steigenden Ölpreis setzen wollen, denen sei mitgegeben, dass die USA immer noch eine deutliche Ausweitung durch Fracking-Maßnahmen durchführen kann und es den Opec-Staaten auch nicht gefallen kann, wenn der Ölpreis zu stark steigt, da dann der Absatz wiederum sinken würde.

Anleihen

Auch am Anleihemarkt wird auf eine Deeskalation der Lage gehofft. Die Rendite der maßgeblichen US-Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit nähert sich der 4,6 Prozent-Marke – das höchste Niveau seit November des vergangenen Jahres. In den letzten Wochen sind die Renditen gestiegen, weil sich die Zinserwartungen geändert haben. Zum Jahresbeginn lag die Rendite der US-Bonds bei 3,8 Prozent.

Wie Gold gelten US-Staatsanleihen bei Anlegern als besonders sichere Investments. In Krisen zieht daher die Nachfrage an, wodurch die Kurse steigen und die Renditen fallen.

Kryptowährungen

Die auffälligste Reaktion auf den Angriff des Irans auf Israel lässt sich am Kryptomarkt beobachten.

Der Bitcoin, die größte und älteste Kryptowährung, verlor am Samstag in nur 30 Minuten gut zehn Prozent an Wert und lag kurz nach der offiziellen Bestätigung der Angriffe bei 62.028 Dollar. Anschließend erholte sich der Kurs und lag am Montag bei knapp 67.000 Dollar. Dagegen hatte der Bitcoin Mitte März ein Rekordhoch von 73.750 Dollar verzeichnet, womit er nicht von der Verunsicherung im Vorfeld des iranischen Angriffs profitieren konnte, obwohl er auch als „digitales Gold“ bezeichnet wird aber dann offensichtlich doch anders reagiert als sein antikes Vorbild. Die neuerlichen Kursstützungen der Kryptowerte führen wir eher auf die Zinssenkungserwartungen der Anleger zurück, die dann auf eine Hausse spekulieren.

Unser Resümee

Es zeigt sich anhand der positiven Wertentwicklungen unserer Strategieportfolios, dass ein breit diversifiziertes Portfolio auch bei plötzlichen Eskalationen auf der geopolitischen Ebene absichert und funktioniert. So profitieren unsere Anleger und Mandanten derzeit durch die Goldrally und die anziehenden Rohstoffpreise und können in „Zweitrunden Effekten“ auf weitere Erholungen im Immobilienbereich hoffen, wenn sich die Zinsen reduzieren. Unsere Aktienpositionen entwickeln sich derzeit prächtig, da wir frühzeitig auf Qualitätstitel gesetzt und in den härteren Zeiten gut nachgekauft haben. Unser Rentenportfolio geht ebenfalls in die geplante und gewünschte Richtung, da wir bereits früh vor den Leitzinserhöhungen in Renten ETFs und Rentenfonds investiert waren und nun von deren Erholungen und höheren Bonds profitieren können! Einzig unsere Positionen im Immobilienbereich benötigen noch Zeit und hier würden Leitzinssenkungen nochmals deutlich helfen. Sollte es zu Leitzinssenkungen kommen, dann würden wir antizyklisch schrittweise die Rentenpositionen mit Gewinnen auflösen und opportunistisch reinvestieren.

 

Kurzfristige Einbrüche oder Korrekturen bieten somit immer wieder gute Einstiegs- oder Nachkaufoptionen.

 

Ich hoffe, dass Ihnen unser Espresso gemundet hat und wir Ihnen in der aktuell wirren Informationslage einen guten und schnellen Überblick verschaffen konnten!

 

Grüße aus dem Grafenbusch

Ihr Stefan Schumacher